Samstag, 6. Juli 1912

6/7 Wie schon manchmal nach Beschäftigung, Gesprächen die auf Traumdeutung bezüglich sind sehr lebhafte Träume: Gesellschaft, in Hotel oder Palais, viele Leute, aber ich merke wenig; Frl. Wilke neben mir, ich streichle ihren Arm, sie zärtlich, sagt. Sie können alles von mir haben (Deutung: Rosenbaum erzählt mir neulich, daß die Wilke und die Retty ihm gelegentlich um den Hals fallen (harmlos))―; Olga in der Nähe, mäßig ungehalten ― auf dem Weg nach Hause, Herrengasse, mit einem Herrn „Seit“ Arm in Arm, den ich kaum oder nicht kenne, er trennt sich Straßenecke, ich Auto (?) nach Haus … Zu Haus, irgend ein Mietshaus, im Vorzimmer, Olga, mit eingebundnen Haaren und weißem Schlafrock (wie manchmal nach Kopfwaschen!) (man beachte die zweifache Bedeutung des Worts, würden Traumdeuter sagen!) ― „Ich bin sehr bös …“ (sagt es ganz mild) ― aber es bezieht sich darauf, daß die Dienstleute alle gehn wollen, auch Fräulein, die seh ich zum Fortgehn bereit;― aber das verflüchtigt sich, plötzlich sind lauter Bittsteller da, bis aufs Stiegenhaus (die vielen Bettelbriefe der letzten Zeit!) ― einer, lang, einem mir bekannten Schnorrer ähnlich sagt: „Ich bin der Erbärmliche von Este“ (neulich das Wortspiel erb-ärmlich, das mir flüchtig einfällt;― Stimmung hinsichtlich E.s ―) der nächste: „Ich bin der Portugiese ―“ (neulich jemand über die Mehlspeise russischer Reis; es gibt auch einen portugiesischen …) ― ich fange an, etwas pathetisch, mir selbst zuwider, zu peroriren … „Auch ich verdiene mein Geld durch Arbeit ―“ Ein dritter, in Überzieher mit Schnurrbart. „Wie zu einem Dienstmann …“ (Erinnerung an eine Stelle aus den „letzten Masken“.) ― Blick in den (Licht-?) Hof ― fühle mich am Schenkel gekitzelt (Gelsenstich!) ― weiß, einer von den Bittstellern ― Gedränge bis aufden Gang ― will mit Dolch mich (er-?) stechen (Frau mit Dolch!) ― Vorher noch Derby ― Versuch zum Totalisateur zu gelangen, über Hügel, Waldwege, etc.―

― Vormittag Tennis.―

Nm. im Gymnasium, Heini war „durchgekommen“, ohne mündliche; nach Haus mit ihm. Die Beer-Hofmann Kinder. Heini zu Julius, um nach Vöslau mitgenommen zu werden.―

Lese „Zwischenspiel“; hübscher als ich gedacht ― am Schluß stimmt es nicht, wird theoretisch.―

Zum Nachtmahl: Prof. Schmutzer und Frau, Herr Bachrach, Stephi, Mimi, Frl. Loewenstamm.― Auf der Terrasse „Errathen“.―

1912-07-06