Sonntag, 31. Dezember 1911

31/12 S. Träume: Julius hat irgend wen operirt, wohl einen Schauspieler, er sieht irgendwie dem jungen Mahler ähnlich (Bild bei Frau Rosé) ― sagt, er sei in Treßler und Kutschera geradezu verliebt, ich etwas eifersüchtig, in der Empfindung daß mir durch schlechtes Hören die Lebendigkeit im Gespräch versagt sei;― Dr. A. Kaufmann erscheint flüchtig: O. erzählt, sein Vater werde in diesen Tagen (zwischen Weihnacht und Neujahr) sterben (er ist längst todt).― Fahre in Fiaker von ½12 bis ½2, berechne (correct) die Taxe, gebe ihm 6 Kronen ― er „bitte, es sind 10 Gulden“, ich nehm einen Theil zurück (gestern brachte mir Sophie unser Stubenmädchen einen irrtümlich zuviel gegebnen Hunderter!) ― ich bin irgendwie bei „Anatol“, lese einen Bericht darüber in der N. Fr. Pr. ― ― bin in einem Garten, erhöhter Platz, Paula B.-H. kommt zu Besuch Stiegen herauf mit den Kindern, Mirjam voran, Paula ist stattlich und ernst ― ich kaufe mir auf dem Graben Berl. Tgbl. und N. Fr. Presse ― ― lauter ganz uninteressante immer auffallend lebhafte Träume.―

― Mit Heini Sievring ― Himmel ― Cobenzl, ― Grinzing (Frau Fleischmann mit Kindern auf dem Weg, über Gymnasien und Berchtesgaden) ― treffen später noch Schmidl und Wassermann.―

Brief von Liesl, mit eingelegtem Brief des Vaters (den wir nun regelmäßig unterstützen), hjalmarisch.―

Nach Tisch spielte ich „Schleier der Pierrette“.

Gerechnet; ganz 1911 abgeschlossen. Einnahmen ― und Ausgaben höher als je.

Bei uns Familie, auch Altmanns, die Söhne zum ersten Mal, denen wir das Haus zeigten. Julius theilt mit, daß er ein Haus gekauft, Laudon- Langegasse Ecke, noch nicht fertig, und Mai einziehn wird. Nun sind wir alle „Hausbesitzer“ … (sozusagen).― Mit Hans spielt ich ein Schumann Quartett.― Paul A. spielt allerlei, darunter meinen Walzer. Die Sylvesterstimmung war nicht trüb, aber recht gedämpft, und um Mitternacht, beim Neujahrwünschen, konnten wir Geschwister, in Erinnerung an unsre Mutter, die nun für immer fort ist, uns der Thränen nicht erwehren.

Vor dem Einschlafen las ich in Wagners Selbstbiografie weiter.

1912