Samstag, 10. Dezember 1910

10/12 München. Langer Brief von O.―

Zu Agnes. Ihre Ehe. Der Geliebte in Paris. „Wenn ich wenigstens ein Kind hätte …“ „Jacob liebt mich doch so, er kommt im Jänner … er sagt, es würde ihn metaphysisch interessiren, wenn ich von ihm ein Kind hätte …“ Ich mußte noch auf der Straße so weiter lachen, daß ich fast verlegen wurde, als ich ihren Mann begegnete und mit ihm reden mußte.―

In den Jahreszeiten gespeist mit Albert und mit Heinrich Mann. Angeregtes Gespräch.

― Zum Thee zu Glümers. Menge Leute. Sprach u. a. Ergas und Frau, Frl. Woiwode, Mayer, Gräfin Baudissin u. a.― Erinnre mich: wie Gusti vor mehr als 20 Jahren mich besuchte, von mir verlangte, ich sollte von ihrer Schwester lassen ― und wie die Beziehung zwischen mir und ihr die stolze Erinnerung des Hauses ist. Oh Leben! O Groteske des Ruhms!―

― Schauspielhaus. Direktionsloge. Mußte sie verlassen, da es total ausverkauft war. Sah „die letzten Masken“ stehend; Literatur vom Parkettsitz des Herrn Ergas, „Comtesse Mizzi“ von einem Logenplatz aus. Mußte schon nach „Literatur“ von einer Loge aus mich verbeugen; am Schluß auf der Bühne. Direktor Stollberg zerfließend.― Waldau in allen 3 Stücken famos. M. Gl. als Comtesse sehr gut, aber zuweilen dilettantisch ― und auch dadurch rührend. Die andern mäßig bis schlecht.―

In den Jahreszeiten genachtmahlt mit Glümers, Ergas’, Woiwode; endlich Waldau. Charmanter Mensch.