29/11 Vm. Volkstheater. Anatol Probe war abgesagt. Sprach Glücksmann u. a.; lernte Herrn Dr. Friedemann, Regisseur kennen.
Abends las Hugo den Rosenkavalier, Libretto zu der neuen Strauss Oper vor. Anwesend Vater Hofmannsthal, Olga, Gerty, Richard, Paula, Gustav. In der Figur der Marschallin etwas vom Dichter Hofmannsthal; im Detail etwas von dem gebildeten ja gelehrten Culturmenschen. Das ganze inhaltlich dünn; ja banal; im erotischen die Übertreibungen des Unsinnlichen bis zur Roheit; der Humor dürr-grotesk; die Verse auffallend schlecht. Als Textbuch immerhin nicht ohne Vorzüge, was bei einem so unmusikalischen Menschen ein Beweis von Talent ist.― In den Zwischenakten, besonders bei Tisch wurde viel gelacht. Man ging in mäßiger Stimmung auseinander. Er bekam nichts übles zu hören; doch von Wohlwollen war keine Spur.
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Schriftsteller
Rufname Gerty
Schriftsteller
Theaterleiter, Komponist, Dirigent
Bankdirektor
Schriftsteller, Journalist, Dramaturg
Pseudonym Loris
Pseudonym Theophil Morren
Schriftsteller
Arthur Schnitzler an Stefan Zweig, 29.11.1910
Quelle: Stefan Zweig: Briefwechsel mit Hermann Bahr, Sigmund Freud, Rainer Maria Rilke und Arthur Schnitzler. Hgg. Jeffrey B. Berlin, Hans-Ulrich Lindken und Donald A. Prater. Berlin: S. Fischer 1987. (Nur Briefe an Bahr und Schnitzler erfasst)