Sonntag, 13. November 1910

13/11 S. Kalter Sonnentag. Spaziergang Sievring Himmel, Kahlenberg ― Hohe Warte. Auf dem Weg Prof. Pribram, der seine Familie laufen ließ; mich wegen eines (privaten) Aufrufs zu Friedjungs 60. Geburtstag ansprach. Höchst anregendes Gespräch. Die gefälschten Documente; AehrenthalFriedjung. Fr. integrer Charakter ― doch Eitelkeit hat ihn verführt.― Dann Medardus. Pribram arbeitet gerade über 1809. Das wichtigste liegt im Polizeiarchiv. Unzählige Documente gefälscht. Auf Napoleon waren 6 Attentate. Staps scheint vorher in Totis bei Franz gewesen zu sein. Pr. kommt im Lauf seiner Arbeiten immer mehr drauf, daß man, bei der Trübheit der Quellen überhaupt nie was wisse, gar nicht „Geschichte“ schreiben dürfe, könne. Hieraus schöpft der Dichter (wenn ers nicht schon längst wußte) neue Überzeugung von seinem Recht auf unbeschränkte Erfindung, Zurechtrichtung etc.― Dann über Publikum ― Dichter.― Dichter Kritik. Wir kamen auf Goldmann, an den ich eben früher im Spazierengehn einen Brief entworfen.― Endlich über die Neurasthenie und Psychasthenie der Schaffenden und Arbeitenden.

Nm. einige Feile an der „Hirtenflöte“.―

Vor wenig Tagen herrlicher Fauteuil von Brooke.―

Zum Nachtmahl Gustav. U. a. über Paulsen, den Schauspieler.