Samstag, 25. Dezember 1909

25/12 Von beinah gleichgiltigen Briefen aus in meiner Labilität Kopfweh. Nebelwetter. Heini zu Mama begleitet, mit O. zu Manassewitsch und Grethe (M. neulich von Julius operirt); mit O. zu Mama; O. und Heini ins Volkstheater zu Hansl; ich allein nach Haus. Nach Tisch kam Richard, wir plauderten 2 Stunden, von einer Schmucknotiz Sternbergs in der N. Fr. Pr. ausgehend, der urchristliche Gefühle im Stefansdom zu spüren vorgibt ― darüber daß die Juden der Juden Unglück sind.― (Bettelheim, Ganz, Hirschfeld.) Später, nach O.s Rückkehr, einiges weiter an „Mutter u. Sohn“.― Unsagbar herunter durch die quälenden Geräusche … geht die Depression in gleichem Tempo weiter wie das Leiden ― wohin führt es am Ende?―

Lese Lily Braun, Memoiren einer Sozialistin.―

Brief Schlenther Abends; mit Hinblick auf die Krise, von der ich ja gestern in den Blättern gelesen, habe er eigentlich gezögert ― nun wage er die Verantwortung nicht seinem präsumptiven Nachfolger die ungeheure Arbeit aufzubürden etc … Letzter Versuch, der ihm nicht gelingen soll.