Montag, 1. November 1909

1/11 Vm. ein wenig spazieren, zufällig mit Paula Schmidl.

― Nm. auch ins Freie; Frl. Roussel zu Besuch; nach 5 erschienen, geladen: Hugo, Richard, Salten, Gustav, Leo, Kaufmann, Speidel, Hirschfeld, Wassermann. Ich las ihnen und Olga von 6-¼9, dann 10-¾1 Medardus vor, mit geringen Kürzungen; es war ein nicht geringer Eindruck, wenn auch, nach alter Weise, das was mißfällig bemerkt wurde im Gespräch das Lob überwog. Allgemein: so für die Bühne nicht möglich; zu lang. Einzelvorschläge: Salten ― das Vorspiel in ein Bild zusammenziehn. (Unannehmbar.) Streichen der 2. Friedhofscene (schon vorher geschehn) 1. Sc. des 5. A. (schon erwogen) ― der ganzen Basteienscene (sehr zu bedenken). Viele fanden, daß eine Scene fehle, zwischen Helene und Medardus, etwa zwischen 2. und 3. Sc. des 2. Aktes (mir nicht). Die „blühende Fülle“ wurde anerkannt. Die von mir gefürchteten Bedenken (Verwuzelung im Medardus) traten nicht zu Tage. Die richtigste Einwendung von Gustav: daß Helene zu klug sei, um Medardus durch Versprechen eines Lohns gewinnen zu wollen (Schluß des 4. A.) ― verschwand bald aus der Discussion oder kam kaum je dazu. Von montirt lustiger Bosheit war Hugo. Am nettesten natürlich Leo, der erklärte um 1, es sei ihm „zu kurz“. Um 3 ging ich schlafen.