Dienstag, 2. März 1909

2/3 Vm. besuchte ich Agnes, die Abends nach MünchenParis fährt.

Bei Speidels. Über seine Novelle. Er zweifelt, verzweifelt an seiner Carrière; ich ermutige ihn.― Er hält Vorträge, Urania, Volksbildungsverein.

― Nm. kommt Salten, an dessen Thür ich Vm. vergeblich geläutet, blieb von ½4-gegen 6. Erzählte von Liebermann. L. hatte die Versunkene Glocke nicht gefallen. Brahm rapportirt es Hauptmann. H. nächstens zu L.: Ich höre, die V. Glocke gefällt Ihnen nicht. L. … Ne … mein lieber, da kann ich nicht mit, es muß einem ja nich alles gefallen … H. … Sie finden wahrscheinlich kein Verhältnis zu dem Werk, weil sie kein Arier sind.― L.: … Stimmt, stimmt, stimmt!― ― Hut in die Stirn, um ihn nie wieder abzunehmen, ab.―

Abend allein Loewe Concertverein; Dohnanyi ein Mozartconcert; Mahler 5. die stärker als je auf mich wirkte. Scherzo besonders. Er tritt in die Gefilde der Heiterkeit als vornehmer Fremder.― Hinter mir, sich widerlich benehmend Frau Bertha Zuckerkandl. „Gut gehts dem Mahler ― in Amerika …“ Zu Klimt, den sie mitgeschleppt hatte … „Kennen Sie Dohnanyi … ich krieg die Fraisen, wenn er spielt … ein Genie … wie Liszt …“ Beim Applaus nach Scherzo Mahler … „ich muß doch der Alma (Mahler) schreiben, wie oft er (Loewe) gerufen worden ist“ …― Oh Clique!― „Freunde“ sind das traurigste Gewölk vor der Sonne eines Genies.