Samstag, 9. Jänner 1909

9/1 Mit O. Generalprobe der morgigen Concordia-Vorstellung im Johann Strauß-Theater.― Richard bei uns im Parket.―

Beginn Wilde, florentinische Tragödie, mit Kainz.―

Rittner, Besuch in der Dämmerung, lächerlich;― Willner, Pechvogel; albern und roh.― Zum Schluß Anatols Hochzeitsmorgen (Kramer, Klitsch, Galafrès). Ich sah diese Unerträglichkeit zum ersten Mal (hatte die Aufführung nur auf dringenden Wunsch des Comités erlaubt); sprach mit O. auf dem Nachhauseweg über Zeit der Entstehung. Schrieb es in London, 1888, unter Einfluß der Lecture eines französischen Dialogbuchs (Halevy).― Die Figur des Anatol entwickelte sich erst weit später (in der „ Frage an das Schicksal“) ― Anatol hieß damals Richard.

Nm. Medardus weiter, das vorletzte Bild flüchtig geschrieben.―

Abends Clara Schumann ausgelesen, davon sehr bedrückt. Altern … Ohrenleiden.― Ausblicke!―

Begann dann noch das letzte Bild Medardus.

― Habe in der letzten Zeit ein paar Walzerchen „componirt“.― Phantasire überhaupt ziemlich viel auf dem Clavier. Mein Wesen (überall): Dilettantismus …