Dienstag, 8. Dezember 1908

8/12 Vm. mit O. und Heini spazieren, dann zu Agnes, wo wir Dr. Rudi Kaufmann trafen; später kam Wassermann, der nach Berlin fährt.

Nm. versucht am Medardus zu arbeiten; da erschien Georg Hermann Borchardt („Jettchen Gebert“) äußerte gleich einiges selbstbiographische, nachdem er mit der Bemerkung debutirt: „Sie haben etwas geschrieben das ein aehnliches Thema behandelt wie mein Roman …“, war aber im ganzen nett, humorvoll, berlin-jüdisch-hundeschnauzig. Thee mit Sikora und Gemahlin zusammen; die Herren fanden ein gemeinsames Thema in Schmetterlingen. Heini kam, Bilder von Alpenpflanzen wurden angesehn; Herr Hermann erwies sich sehr gebildet. Gegen Schluss las er ein Gedicht von Heine „Die Menge thut es“ und erzählte, dass er in Verona am selben Tag angelangt sei ― 26. 9. wie Goethe vor so und soviel Jahren. Frau Sikora bemerkte: „Zufall.“ Man entfernte sich ― Gewohnheit der meisten Menschen ― zu spät.―

Nach dem Nachtmahl arbeitete ich am Medardus (Basteienszene).