Samstag, 14. November 1908

14/11 ― Las Vm. im Kfh. Kritiken über Rößlers „Reichen Jüngling“ und fand dass nur Robert Hirschfeld in seinen religiösen Empfindungen verletzt ist.―

Abg. Dr. Mahler besucht mich; Aufruf, im Anschluss an die tückischen Überfälle der jüd. Studenten durch die Deutschnationalen, zu Spenden für ein jüdisches Studentenheim. Ich fand den Aufruf weder gut, noch geschickt, rieth, dass die Studenten selbst ihn erlassen und von einer Sammlung vorläufig absehen sollten. Über die Feigheit der Judenblätter, über das destructive der „Äsoi-Beziehungen“.―

― Nm. um 4 kam Hofrath Burckhard, zuerst wie immer befangen, ängstlich, hypochondrisch, thaute immer mehr auf und erzählte dann allerlei einzige Jugend- und Jagdgeschichten. („Negative Jagdgeschichten“.) ― Wieder dacht ich: wie ungerecht ist der Ruhm. Dass auch von diesem Menschen nichts übrig bleiben wird als das was er geschrieben hat ― und darin ist (in den besten Stellen) eben ein Hauch von ihm, nicht mehr ― und wohl auch nur für die, die ihn kennen und verstehn.― ― Sprachen dann auch über die Unterschätzung Oesterreichs im Reich.―

Mit O. Generalprobe Missa solemnis. Trotz der schönen Aufführung Mißbehagen über den übeln Dampf der gläubig-kriecherisch-einfältigen Worte.