Samstag, 23. November 1907

23/11 Vm. bei Speidels. Felix las mir eine Erzählung vor; leidliches Familienblattniveau.

Nm. am 2. und 3. Capitel. Das dritte ist schön.―

Mahler Zweite, Generalprobe. Mit O. und Richard heim. Richard hatte ausschließlich peinliche Eindrücke … Was ist Kunst? … Was ist Kunstgenuss?― Man wird traurig dieser Unsicherheit in allen Wertbestimmungen gegenüber. Wie ist es zu verstehn, dass für mich Mahler eine der merkwürdigsten reichsten Persönlichkeiten ist, die ihr Wesen durch die Musik ausdrücken (im Gegensatz zu Bruckner, der einfach wunderbare Musik von sich gibt); ergreifend, fesselnd, mittheilsam, selbstbiographisch im höchsten Grad ― und andre ihn gequält, quälend, unwahr finden? Andre, die zum Wesen der Musik vielleicht gerade so starke Beziehungen haben wie ich. (Richard hat sie übrigens nicht. Eher denk ich an Robert Hirschfeld.)