Sonntag, 21. April 1907

21/4 S. Vm. Richard abgeholt. Mirjam, Noemi mit den Küchlein.― Mit Richard, der die Gegend kaum kennt Spaziergang nach Salmannsdorf, Neuwaldegg, Pötzleinsdorf.― Über „Unsterblichkeit“ etc.― Dass ich für Dichter ersten Ranges in dieser Zeit (nur?) Liliencron, Hugo ― vielleicht Heinrich Mann halte, und mich in eine tiefre Klasse stelle, veranlaßt ihn zu der Bemerkung, dass er doch hochmütiger sei als ich (was ich nie bezweifelt hatte). Trotzdem tausche ich mit keinem von den Lebenden. Ihm, der schon 3 Jahre wieder nichts arbeitet, sagte ich: Wie schade wenn von Ihnen nichts übrig bliebe als Charolais ― und die Novellen,― die wirklich kaum eine Ahnung von seiner (prachtvollen) Persönlichkeit. Das eigentümliche dieser Persönlichkeit ist dass sie trotz ihr innewohnender Neigung für Tüftelei und Einbohren in ja Überschätzung von Details in künstlerischen und psychol. Dingen immer den Eindruck des Großzügigen,― und des Leuchtenden trotz hypochondrischer Eigenheiten verbreitet.―

Mg. Mirjam H. da.

An der kleinen Novelle.―

Gustav kam, 5, mit ihm und O. spazieren.―

Mit ihm zurück, Fred kam; Nachtmahl.

Gustav sagt allerlei schabloniges, was schon in meinem Roman steht; insbesondre dass einem die Sachen von Sympathischen gefallen, von Antipathischen nicht; dass Frauen, solang sie lieben, alles was ihre Männer schaffen, schön finden u. s. w.― Widerspruch erbittert ihn beinahe.― Seine Neigung das typische zu sehen und sein Abkehren von der Betrachtung des Individuellen nimmt zu, bis zum Krankhaften.―

Fred eben aus Afrika zurück.―

Liesl natürlich immer bei uns.―

1907-04-21