5/4 Vm. zu Speidels, spazieren; Frau Witt begegnet und lang über Wohnung, Kinder etc. mit ihr gesprochen.―
― An der Tragikom.―
Hr. Matras bei mir, der mir öfters aus Prag schrieb, mir seine Referate (Deutsche Arbeit) schickte, dessen „Studentenschwester“ ich im Mscrpt. las. Ganz kluger, lebhafter, sich nach allen Seiten verhaltender, mäßig strebender und tüchtig strebernder junger Mann. [Blieb] 2 Stunden.―
― Über „Dämmerseelen“ im Tag eine Kritik Schönhoffs maßlos albern und leichtfertig, mit heruntersetzender Tendenz (Mischlingliteratur, Wiener Plauderer ― und das beste: einseitig etc.). Darf nicht verhehlen, dass ich wüthend war; vielleicht weniger über den Einzelfall als über das symptomatische. (Die anerkennende hübsche Kritik Servaes’ hatte der Tag refusirt.) Dass es noch möglich ist … mich als den journalistisch-artistischen Mischling hinzustellen. Dass man Beatrice, einsamen Weg, Ruf des Lebens geschrieben haben kann … dass man (wie immer man mich zu den andern stellen mag) unter den ersten zehn Künstlern einzureihen ist, die heute in deutscher Sprache schreiben ― und dass noch in diesem Ton über mich abgeurtheilt werden darf. Und von solchen Leuten! … In ein paar Stunden ist der Aerger ja verraucht; das nichtige, ephemere derartiger Dinge kommt beschämend zu Bewußtsein ― aber erlebt man denn viel mehr als das ephemere? Die andern Leute verdienen wenigstens Geld; die viel beschimpften wie Sudermann, Fulda, Blumenthal, Kadelburg verdienen hunderttausende; Hauptmann wird von Parteiseite gestützt; ist für eine gewisse Schicht der Kritik und des Volkes „der“ große Deutsche, der erste Dichter … ― ich fühle mich isolirt nach jeder Richtung; werde von Schlenther (Wien ― Oesterreich) mit Absicht geschädigt; von Brahm aus einseitiger Verpflichtung gegen Hauptmann;― ich bin für die „Deutschen“ der graziöse Wiener; eine gewisse Sorte Juden steht zu mir im Verhältnis der „Esoi“ Kritik;― die paar Menschen, die wissen wer ich bin und die glauben (ob mit Recht oder Unrecht stehe dahin) dass ich größeres geleistet habe als Hauptmann (und es mir sagen oder schreiben) würden sich eher die Zunge abbeißen als es oeffentlich aussprechen ― Olga sagte: Du wirst deine große Zeit erleben.― Ich glaube nicht. Im übrigen wär ich froh, wenn ich nur meine sorgenlose Zeit erlebte ― solang es noch Zeit ist.―