Donnerstag, 21. Februar 1907

21/2 Vm. in Sturm, zu Gisa. Über meine persönl. liter. und finanz. Zustände.―

Fürst Barjatinskij (russisches Gastspiel Frau Jaworskaja) bei mir; über meinen Ruf in Rußland. Sie spielen mich viel; keine Tantièmen.―

Am Stück. Die schwere Scene im 4. Akt.

Abends bei Kainzens. Speidels. Er fährt morgen nach Berlin.

Geschichten über Seefeld (Schauspieler) ― Kühn’s 80j. Geburtsfest (der alte beinah vergessene Schauspieler, der an seinem Geburtstag noch einmal allen Ruhm erlebt und sich völlig als Komödiant geberdet).― Er gab uns viele Bilder, mir u. a. „Paracelsus“.― Es ist ein seltsames Gefühl wie er von mir sozusagen nichts, nichts weiss. Große menschliche Sympathie für mich, natürlich ist ihm auch bekannt, dass ich ein bekannter Dichter bin und er einiges von mir gespielt hat ― aber er hat im übrigen keine Ahnung. Nichts charakteristischer als dass er immer wieder sein Bedauern ausspricht ― den Rönning in Freiwild bei Brahm vor 10 Jahren nicht bekommen zu haben. (Er spielte von mir Paracelsus, Henri;― Amadeus.) ― Es ist jedenfalls unheimlicher von einem Menschen nicht gekannt werden, der einen sehr gern hat ― als von einem der einen nicht leiden kann ― Ein gewissermaßen schmerzvoller Reiz ― wenn man sentimental wäre.

1907-02-21