Mittwoch, 4. Jänner 1905

4/1 Vm. gelesen Hertz Rassenfragen, Baechtold Keller.―

Gespräch mit O. über Richard. Meine Empfindung, dass er der bedeutendste von uns allen ist. Seine Art zu arbeiten: im Gegensatz zu der meinen und zu der Hugo’s.― Auch wenn ich mich ebenso lang mit einem Werk beschäftigte wie er, könnte ich es nicht zu der gleichen Höhe bringen, und mein zerstreutes Arbeiten, mit dem Ausblick auf eine ganze Anzahl neuer Stoffe ist eigentlich zumeist eine innere Sicherung gegen die Verzweiflung, die mich erfassen müßte, wenn ich gezwungen wäre, aus einer Idee das tiefste herauszuholen. Ich vermag ja bis auf den Grund zu schauen, nicht aber hinabzusteigen. Dabei vertröst ich mich selbst von einem zum andern Werk. Trotz all der Einsicht ― wegen all der Einsicht peinigt es mich doch recht oft, dass ich eben nur bin was ich bin.― O. erwartet viel vom Roman und von Medardus. Von dem jetzigen verspricht sie sich wenig.― (Sie kennt es noch nicht, aber mir ist als hätte sie recht.)

Nm. das ganze Stück durchgesehen, unzufrieden damit, insbesondre mit der Hauptscene.― Empfinde wieder tief die Immoralität, dass Production und Lebensunterhalt in Verbindung gebracht werden sollen.―

Abds. mit O. bei Shaw Helden in der Josefstadt. Amüsant. Mit O. und Trebitsch im Riedhof.―