14/3 Probe.― Da meine Stücke plötzlich nur 3mal angesetzt sind ― Dinstag zuletzt ― stellte ich Weisse zur Rede, der feige Ausflüchte brauchte. Bei der Probe selbst kam es zu einem Skandal. Ich nannte die Decoration (Dolch Bild) blödsinnig, Weisse erklärte: es kommt im 1. das andre, es ist alles angegeben ― ich: Angegeben ist alles, gemacht wird nichts!― Er: Das ist doch zu viel: Blödsinn, Schmiere (man hatte es ihm zurück erzählt) ich denke es ist genug gemacht worden. Ich: Ja, alles zu spät ― Er (wüthend im Fortgehn ―) Wären Sie früher dagewesen. (!!!) ― ― Die Sandrock bekam ein paar Minuten später einen Weinkrampf.―
Die S. gestern: „Na wie gehts denn dem Kind?“ ― Später, als ich nach ihrer Schwester frage: „Na, der gehts gut; sie ist dem religiösen Wahnsinn verfallen …“
Nachm. Z. da; O. holte mich ab. In der Loge; nach dem 2. Akt, Dolch, ganz außerordentl. Beifall; ich kam nicht. Dann holte man mich, nach Masken und Literatur erschien ich oft. Die Stücke gefielen mir wieder sehr gut. Das Herauskommen wird mir immer unsympathischer. Nachher hatte ich ein Ekelgefühl. Fuhr allein, in der Tram zu O.; las „Fackel“ und ein Judenbub neben mir erzählte den Inhalt der letzten Masken jungen Mädchen, denen es offenbar sonderbar vorkam, dass ich gerade so wie sie, und allein in der Tram nach Hause fuhr.― O. hatte die besten Vorsätze, war sehr zärtlich und es war ein schöner Abend. Dilly (die Erinnerung) hatte ihr Grausen erregt.―
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Rufname Dilly
Schauspielerin
Regisseur, Schauspieler
Theaterleiter, Schauspieler
Schauspielerin, Soubrette
Eduard Pötzl an Bahr, 14. 3. 1903
Adele Sandrock an Arthur Schnitzler, 14.3.1903
Quelle: Renate Wagner (Hg.): Dilly. Geschichte einer Liebe in Briefen, Bildern und Dokumenten. Wien/München: Amalthea 1975.