Freitag, 13. März 1903

13/3 „Generalprobe“. Miserabel.― Bei Helene, die krank zu Bett liegt. Dann bei O. woselbst Frl. Rothenstein. Sie erklärte, ich müsse P. G. „ins Gesicht spucken“, hat ihm einen Brief geschrieben, „Neid etc.“.― Beer-Hofmann fand das Telegramm Leo Vanjung gegenüber feindselig.―

Mit O. allein wieder ein schweres düstres Gespräch. Sie fühlt, dass sie mein Leben bedrückt, belastet.― Ich sage ihr, was mich zumeist stört, ist ihre „Ungeduld“, ihr schon Etwas sein wollen, dieses Niezufriedensein. Dann, in Hinsicht auf die Zukunft: meine Chancen sind wie immer sichs weitergestaltet schlecht: ihr folgen, wenn sie irgendwo ein Engagement annimmt; ihr Bühnenleben als Gatte mitmachen ― daheimbleiben und sie allein lassen ― oder es miterleben, dass nichts aus der Carriere wird. So kann ich nicht ruhig in die Zukunft blicken. ― Auch der Gedanke jetzt zusammenzuziehn (oder in nächster Zeit) ist unter diesen Umständen für mich störend: wenn sie fortgeht, mit? ― oder allein hier bleiben ohne Haushalt?― Sie aber wieder empfindet das Alleinwohnen bitter. Dazu kommt bei ihr eine lächerliche Empfindlichkeit, dass sie von meiner Familie doch nicht ganz als meine Frau behandelt wird.― Dann quält es sie, dass ich Sorgen habe, nicht arbeiten kann.― Sie fragt mich: Wünschst du nicht manchmal, dass du mich nie kennen gelernt hättest?― ― Dann: „Es wird einmal zu einem schrecklichen Krach kommen.― ―“ (Ich suche nach einem Ausweg. Vergeblich.) ― Dann sagte sie auch: Es wär vielleicht das beste, die Todte wäre am Leben geblieben ― (sie sagte es am … 13. März!―) ― du hättest auch andre geliebt, du wärst aber immer zu ihr zurück.― Dann auch … „Meine Todesangst, dass du aufhörst mich zu lieben ― unter diesen Umständen …“