Mittwoch, 31. Dezember 1902

31/12 mit Kopfweh erwacht, Springer, zu O.; ich noch in Verstimmung nach einem gestrigen Streit; beide in Kühle, Trotz, und wie immer in solchen Fällen, da alles unbewußte und bewußte mitklingt, trotz aller Versuche, nicht heraus zu retten.―

Erinnerte mich, dass vielleicht meine besten Productionszeiten diejenigen waren, [in denen] ich innerlich frei war. Ein weibliches Wesen, das ich heftig liebe, gibt mir offenbar mehr Unruhe als Glück.― Diesmal kommt hinzu, oder steigert: der Unterschied des Alters, die materiellen Besorgnisse.―

― Auch merke ich, dass gerade meine wenigen guten Eigenschaften durch Liebe zerstört werden. Ich bin ein neidloser Mensch; aber die Eifersucht macht mich neidisch. Von O. kann ich ohne innere Unruhe kaum jemanden loben hören und stimme nur ziemlich verlogen bei. Das ist mir natürlich selbst widerlich, und dann nehme ich es O. übel, dass sie mich verschlechtert.― ―

Mein Ohrenleiden nimmt zu.―

Regentag.―

Nm. O. bei mir, wieder eine Differenz; ich arbeitete etwas besser wie mir schien.―

Abds. bei uns Familie, Raoul, Lichtenstern, ich ging kurz nach zehn; Helene gab Grüße und den Wunsch mit, nächste Sylvester vereint zu feiern. Bei O.; wo Ellyn. Punsch.―

Blieb die Nacht.―

1902-12-31