Samstag, 6. Dezember 1902

6/12 Vm. bei O., die besser ist.― Rückweg leider in die selbe Tram wie Herzl eingestiegen, der mich in unleidl. Weise um den Weihnachtsbeitrag für die N. Fr. Pr. anging. Ich sagte: Wahrscheinlich „Nein“. „You are wrong“ sagte er streng. Als ich insistirte, er möge mir das erklären, sagte er, ich solle meine Beziehungen mit der N. Fr. Pr. pflegen, ich solle dort nicht in Vergessenheit gerathen.― Ich antwortete zwar sehr abweisend, aber nicht so grob als ich hätte sollen.― Dann klagte er, er nehme nicht den rechten Rang ein (wozu ich ihm redlich beistimmen konnte; er wird gewiss nicht hoch genug geschätzt), er schimpfte dann über die Wiener Verhältnisse, fragte mich mißbilligend warum ich bleibe ― Dann kam er wieder auf die N. Fr. Pr. und ich sagte, es sei doch gleichgiltig, die Weihnachtsn. werde ohne mich so gut sein wie mit mir. Nicht einmal jetzt brachte er ein höfliches Wort übers Herz.― ― Nm. schickte ein Frl. Maday Mscrpt. zum beurtheilen; ich retournirte es sofort.―

Frl. Herm. Freund (Frauenzeitung) mit Blumen und „Beichte“ (Brief des Bräutigams, dem sie über die „Gefährtin“ schrieb und der fürchtet, nur Gefährte sein zu können).

Schluss des Haus Delorme dictirt.

Vierten Akt neu begonnen. (Junggesell.)

Abends bei O. Kfh. Gustav, Ebermann, Kappers.

1902-12-06