Samstag, 5. September 1896

5/9 Äußerung des Kaisers zum Maler Horovitz: ― Ich habe Sie neulich im Theater gesehn ― bei der Liebelei ― zu meiner Verwunderung mit Ihrer Tochter … Ich begreife überhaupt nicht, wie man in der Burg ein so unmoralisches Stück aufführen kann.―

Neulich Mitterwurzer zu Salten. Sagen Sie, mögen Sie die Sachen von Schn.:― Salten. Ja etc.― M.: Nun ja,― Sie sind Kritiker, Sie müssen das verstehn … Aber ich finde alles von ihm so frivol. Das sind Sachen, die man bei sich zu Hause lesen kann, wenn man ein Weib bei sich hat, der man an die Brüste greifen kann ― aber in ein Theater … wo viele Menschen sind …!

Bei Zeitlin, dem russ. jungen Bildhauer, der meine Büste vollendet. Sonderbarer Mensch fast wie aus einem Roman. Arm, edel, fleißig.― Gespräch über Religion.― Jetzt dem Volk wegzunehmen, natürlich gefährlich, aber das beweist nichts für ihren absoluten Werth.― Wenn man einem das warme Tuch auf offner Straße wegreißt, mit dem er sein Leben lang herumgegangen, wird der wohl krank; aber daraus folgt nicht, dass das Tuch ihm Gesundheit gab.

Mz. Rh. Nm. bei mir.― Es gibt Tage, wo sie mir langweilig und beschränkt vorkommt, und gewiss mit Unrecht.―

Rmdth. Bauer als Millionär. Neben mir Felix Sonnenthal und Lili.

1896-09-05