26/7 Christiania. Sonntag. Vorm. bei Ibsen.― Arbiensgate. Unfreundl. Stubenmädchen.― Prunkvoller Salon; comfortabel-elegantes Arbeitszimmer auf Garten; aus diesem Zimmer tritt förmlich aber liebenswürdig Ibsen hervor.― Auf ein Portrait weisend: Haben Sie den in Wien gesehn?― Es ist Strindberg.― Ich: Haben Sie es von ihm selbst: Ibsen: „Nein, wir stehen nicht so gut miteinander; aber ich fand das Bild schön, und darum hab ichs mir angeschafft.“ Er sei übrigens nahezu verrückt;― auf lebhaft lobende Anmerkung über Strindb. von mir ging Ibsen nicht ein.― Ich fragte nach den Jungen in Norwegen. Er sagte: er wisse wenig von ihnen, sie arbeiten übrigens nichts. Ich sprach von der symbol. Bewegung in Berlin, Wien, Paris, von der er nichts zu wissen erklärte; über die Leute, die ausschließlich die Form, das musikalische in der Dichtkunst verehren, erinnere an eine Stelle aus Novalis, die in Brandes citirt ist. Ibsen: Wie kann ein Wort überhaupt schön sein, wenn es keinen Inhalt hat?― ― Burgtheater, er frägt nach Mitterwurzer und seiner Frau. Ich theile ihm das Wesen dieser Ehe mit. Er leicht erstaunt: „Und die spielen zusammen auch in gleichen Stücken ―?“ Ich erklär ihm, dass ja eigentlich im Fall Mitterw. das Ideal der Ehe erreicht sei: man habe das schmerzliche des scheidens und auch das noch schmerzlichere des ehelichen Zusammenbleibens vermieden. Er fragte nach Lewinsky, Sonnenthal, Burckhard; von der Sandrock sprach ich ― er schien wenig von ihr zu wissen.― Ob ich Brandes kenne.― Sein Stück sei zur Hälfte fertig ― „Jedenfalls reich ichs dem Burgth. ein (erwiderte er auf meine Frage ―) ob es aufgeführt wird ist noch die Frage!“ Er reist im Sommer nicht weg; sein Zimmer ist hell und angenehm.― Nach ½ Stunde erhob ich mich; er gratulirt mir noch zu meinem Stück und sagt: Damit haben Sie ein sehr merkwürdiges Werk geschrieben (und noch ein Wort des Lobs, das ich vergessen) fragte nach meinem neuen, und ob ichs erst nach der Aufführung drucken ließe.― Ob er bald nach Wien komme? ob ich was ausrichten solle? „Alle grüßen, Brahm (‘das ist mir ein sehr lieber alter Freund’).“ Dank für den Besuch: Sehr liebenswürdig; so kurze Zeit hier zu sein und ihn aufsuchen.― Ich erwiderte was höfliches.― Er war in schwarzem langem Schlußrock wie immer; gebückt, sehr greisenhaft; betonte aber bei keiner Gelegenheit sein Altsein oder nur Altwerden.―
Spazierg. Hafen.― Nm. Abreise, angenehmer Schlafwagen. Mit mir Ellstätter.