24/6 In Vöslau bei Olga; die draußen in der Villa ihres Vaters allein mit ihrer Schwester Fanny.― Noch immer krank. Es war sehr schön. Schöner stiller Garten, Weinberg, ruhiger Sommerabend. Behaglich elegante Räume.― Sie hatte eine Pelzmantille um, an der die Grundidee noch der Meraner Pelz war. Wie fern ― aber es schien nicht so fern. Sprach davon, wie in manchen Momenten, Tagen Vergangenheit Tendenz des Lebendigwerdens hat ― z. B. heute ― sie,― dann hatte ich Vorm. einen Brief von Mz. I (inconnue, plus pure que les autres heißt sie noch immer bei uns) ― das brachte wieder auf das Gespräch: wie jeder eigentlich innerlich an seiner großen Lebenssünde zu Grunde ginge (oder durch sie nicht frei sich entwickeln könne). Die meine: nichts zu Ende führen können. (Damit in Zusammenhang kleine Sünden, das hin und her„trenderln“ in jedem Sinn.) ― Olgas Lebenssünde, statt ihre zwei Naturen zur Harmonie zu bringen versuchen, anfallsweise jede einzeln zu einer Entwicklung zu bringen suchen, die ihr ihrer Individualität nach versagt. Sie sucht (ins ungeheure übertragen) den Michel Angelo und den Borgia.― ― Über vieles sprachen wir noch.― Von Büchern, die einem weniger mit der Zeit bedeuten.― Von Grabbe sagt ich, wie mich der Don Juan und Faust vor 1, 2 Jahren beim Wiederlesen enttäuscht.― Oberflächlich theatralisch Faust und Juan zusammengebracht. Sie wundert sich: Rudi P. habe ihr das schon vor Jahren gesagt.― Begreiflich, das Urtheil von dieser Art Menschen wird nicht durch die Zärtlichkeit gestört, die wir anfangs den Grabbes und Klingers u. s. w. entgegenbringen.