Samstag, 27. April 1895

27/4 Nm. Mz. I auf kurze Zeit da. Ich mußt lügen, dass man mir teleph. hätte; war nervös deswegen; und empfand Schmerz, dass sie traurig war.― Zu Uns.― Mz. Rh. ― ich empfand wenig für sie. Dann wurde es besser. Dann sagte sie ruhig, sie würde sich im Fall eines Kinds sicher umbringen.― Dann sagte sie: „Alle glauben wohl, daß du mich liebst ― aber niemand dass du mich ewig lieben wirst ―“ und sagte es mit solcher Ueberzeugung, daß ich sie ewig lieben werde! ― und ich wußte doch, dass ich sie eigentlich heut nicht mehr oder überhaupt wirklich tief nie geliebt habe. Dabei sprach sie so vernünftig, so hoch über allen Backfisch― und Bürgerempfindungen.― Nie hat sie überhaupt die Pose der „Gefallenen“― immer die junge Frau.―

― Bei Schwester soupirt ― Leute; Mila, Else, vierhändig gespielt.

Dann Kfh.― Salten, über Mz. I, er sagte: Wissen Sie wie es nun mit ihr enden wird? ― sie wird einsehen, dass es doch das rechte nicht mehr werden kann und einen neuen Liebhaber nehmen. Erzählte auch, wie er sie neulich aus der Alserkirche kommen gesehn ― mit dem schmerzlich ergebnen Zug um den Mund ― da fühlt ich wieder, dass ich sie liebe ― und fühlt Schmerz, dass es zerstört ist, und Schmerz dass sie fortreist und Schmerz daß ich lüge und Angst für beide Mizis und Angst für mich und das Leben lag so dunkel da ―

1895-04-27