Montag, 29. Jänner 1894

29/1 Nm. das Portrait beendet.― Abd. Dilly.― E. ― weiss alles, D. leugnete alles; schwor, dass sie ihn nicht betrüge. Hierauf waren wir sehr zärtlich; dann schwor ich ihr, dass ich sie nicht betrüge und ging zu Jenny.― War froh, mich um 12 davonstehlen zu können.― Ich möcht am liebsten um 11 weg, eigentlich auch von D.― Wenn die Liebe einmal Hygiene oder Aventüre wird, statt Liebe ― Sonderbar: ins Rmdth. zu gehn freu ich mich meist ein bischen ― weil die Gegend, die ich durchpassire mich an Mz. erinnert.―

Formel für meinen Stimmungsinhalt: Schwanken zwischen vornehmer Ueberwindung der Eitelkeit, Befriedigung in gesteigertem Selbstbewußtsein, Genuss hoher Werke und Zuschaun des Lebens ― ― ― und tiefer neurasthenischer Empfindlichkeit, Kleinlichkeit, gekränkter Autoreneitelkeit, Sehnsucht nach äußren Erfolgen ― über beiden aber schwebt die deutliche Empfindung von der Schalheit des persönlichen Daseins, das für den Denkenden nur eine Galgenfrist bis zum Erhalt des Todesurtheils bedeutet.