22/4 Vorm. die Schwester auf der Wieden, der gegenüber Mz. frech wieder das intime Verhältnis abgeläugnet hat; zum Beweis schickt sie einen Brief mit, in dem er sich allerdings nur als Freund gerirt. Nun ist es ja klar, daß sie mit ihm von St. G. aus aus Angst gebrochen, weil ich ja durch die anon. Briefe Kenntnis erhalten hatte.― ― Ich war rasend vor Wuth, dass diese Person jetzt noch läugnet.― Es ist ungeheuerlich; es ist einfach krank. Denn sie konnte nicht nur vermuthen; sie wußte , daß ich die Briefe schließlich von R. zugesandt erhalten werde.― Sie sagt zu Gusti.― „Ich versteh mich nicht ― mir fehlt etwas, was die andern Frauen haben ― Und dabei hab ich nur Qualen ausgestanden.“ Und dabei heult sie Tag und Nacht nachwievor und „liebt“ mich.― Und ich?― Wenn ich mich jetzt frage, wer von uns beiden elender war?― Zweifellos sie. Warum, weiss ich noch nicht genau.― Abend im Ronacher mit Richard B.-H.― Salten und Specht.― Zu Hause lag ein Brief von Mz.; nichts neues enthaltend, stöhnend und verzweifelt; und wenigstens läugnend, dass sie von P. besessen worden.― Nach der ganzen Sachlage wäre das noch elender von ihr gewesen.― Ich schrieb ihr unzählige Seiten; und schlief miserabel.
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Schriftsteller
Rufname Gusti
Rufname Mizi
Rufname Mizi I
Rufname Inconnue
Schauspielerin
Kaufmann
Schauspieler/Schauspielerin
geboren Siegmund Salzmann
Schriftsteller, Journalist
Schriftsteller, Journalist, Kritiker, Musikwissenschaftler
Arthur Schnitzler an Marie Glümer, 22. 4. 1893
Quelle: Arthur Schnitzler: Briefe 1875–1912. Hrsg. v. Therese Nickl u. Heinrich Schnitzler. Frankfurt am Main: S. Fischer 1981.