Freitag 31. Mai. Gestern war ich beim Derby.― Unten waren Olga, Adele, Helene.―
Helene, süss und reizend; als wir bei Adele vorbeigingen und ich sie grüßte, sagte sie: „Ihre Freundin.“… Wie? …Sie haben mich ja ganz gut verstanden.―
Man hetzt mich riesig, insbesondre Cousine Else, ich sollte H. heiraten. Wäre mir eigentlich selber das liebste. Aber ― sie soll kein Geld haben ― und leider bin ich darauf angewiesen.― Else, die intimste Freundin H.s behauptet, sie liebe mich. Manchmal kommt es mir auch so vor.―
Mit Adele sprach ich nicht; sie war mit ihrem Manne; dann Eisenstädter natürlich, von dem man behauptet, er habe mit ihr ein Verhältnis. Möglich. Mir sagt sie, sie habe ihn sehr gern, aber „anders als mich“. Dummes Luder. Sie schritt gestern über den Wiesenplan wie ein Typus. Die Weiber, die sich immer begehrt wissen müssen, nicht geliebt…
Olga hatte mir geschrieben, sie hoffe mich beim Derby zu sehen, benahm sich ganz dumm. Nach ein paar gleichgültigen Worten, die ich mit ihr und ihrem Vater gewechselt, entliess sie plötzlich ganz grundlos mit einem gnädigen Auf Wiedersehen oder so was ähnlichem. Sie war überhaupt verblaßt für mich! Das Abenteuer meines Lebens. Meine Stimmung war überhaupt ganz jämmerlich.― Dann kamen natürlich meine Kopfschmerzen und vom Riedhof ging ich direct nach Hause ― liess Jeanette sitzen.― Ich brauche ― Liebe. Oder vielleicht nur Abwechslung.
Manchmal Pokerpartie im Café Parsifal, das ewige Pech. Verliere beinahe constant.―
Cora Cahn in Wien. Neulich Stadtpark. Dann Besuch im Continental.
Neue Patientin: Mizi Chl. Frühere Geliebte (?) von Theodor Fr., der sich mit Flora F. verlobt hat.―
Rendezvous mit Adele, Vormittags in Mariahilf.
Dr. Goldmann Redacteur der bl. Donau; verständnisvoller Mensch.
Amerika am 1. Mai erschienen.
Mit Jean. Abds. Spaziergänge, soupire manchmal NW Bahn. Ab und zu wieder das alte Vergnügen; im allgemeinen rasches Absinken.― Sie merkt es…