Sonntag, 21. August 1887

21/8 Sonntag Nachm.―

Am 1. Juli fuhr ich hinaus nach Baden und traf zufällig Olga ― Wir saßen allein im Coupé und waren riesig verliebt. Hundertmal küssten wir uns und fielen uns um den Hals ― besonders im Tunnel.― In Wien will sie mir kein Rendezvous geben ― „Ich habe Angst vor mir und Ihnen“ sagte sie ― Es sah wieder aus, als wären wir für alle Ewigkeit verbunden ― Seitdem hab ich sie wieder nicht gesehn; doch schreiben wir uns zeitweise ―

Auch auf die Augen küsste sie mich mit viel Gefühl.―

Fuhr manchmal aufs Land; meist mit Fritz K.

Mitte Mai Abends einmal bei Tante Ir. M. kleine Gesellschaft. Auch ein junges Mädel war da, das sich gern küssen liess.

Am 13. Juli fuhr ich nach Ischl. Verkehrte in verschiedenen Kreisen. Erster Kreis: Cohn, Koritschoner, Doktorin Glogau, Kraus, Zuckerkandl, später Helene H., Löwenfelds etc.― Adele C. und Fritz K. Ich war der „Vater“. Der alte C. fescher Kerl ― mit ihm die kleine aventure in der Grillstraße, am Abend meiner Abreise. Eine angebliche Schauspielerin, die mich eine halbe Stunde lang mit viel Talent liebte.

Cora. 16jähr. Amerikanerin in Wien bei den Schrammeln (Dornbach) kennen gelernt. Sammt Mutter in Gesellschaft Ornstein etc. In Ischl tauchte sie wieder auf mit Familie Schwester und Schwager. Promenirte mit ihr im Walde herum. Es plauderte sich gut mit ihr zu Zeiten. Plaudern im Speisesaal des Hotel Victoria, wo sich die s. P. entwickelte. Wie sie abreisten begleitete ich sie nach Gmunden, und es wurde in den Tunnels gefährlich.

Eine andre Clique. Frau H., die reizende kleine, „für die man sich ruiniren könnte“. Sie liess sich alles sagen und hörte alles gern, aber sonst nichts.

Frau Gr.Lichtst., Wintern., List (ein Graus) etc. Partien auf dem Gesellschaftswagen nach St. Wolfgang. Bad, wo Frau H. mitthat.― Kleine Tänze im Cursaal. Frau Sp. (entsetzlich). Jenny P., deren Schwester etc. Ich zog mich mächtig zurück.

Nelly G. ein Luder in Menschengestalt. Achtzehnjähriges grundverdorbenes Mädel aus anständiger Familie. Wohl auch noch Jungfrau. Glaubt selbst nicht es lang zu bleiben. Spricht am liebsten von ihrer Nacktheit, von Hemden etc. Auf einer Landpartie mit Kr.s und Cohn liess sie sich erheblich küssen und war recht zutraulich. Später stellte ich ihr eine ruhmvolle Cocottenlaufbahn in Aussicht ―

Dora K. war auch in Ischl. Familie R. (die schöne Frau, Nellys Schwester), Mizi E., die „Weise von R.“.

Es gab im ganzen nichts besondres; doch war es sehr gemütlich, besonders die letzte Zeit. „Der erste Kreis“. Lilli K. wunderhübsch, Leonore lieber Backfisch; Helene H. immer anregend durch den Chic, mit dem sie ihren Organismus spazieren führt. Adele C. ein lieber Schatz. Frau Dr. Glogau eine achtzehnjährige schon seit 2 J. verh. Frau schon sehr nett!

Partie auf den Schafberg mit Horwitz (Sänger), Knorr aus München, Pollak (Bub), und Goldschmid aus Triest. Hinunter am selben Tag.

Ausflug nach Unterach. Peinliche Affaire des Onkel E. Nachspiel in Ischl. Dora begleitet auf dem schweren „Leihgang“.

An den ersten Tagen des Ischl Aufenthalts beendigte ich die Novelle „Gabrielens Reue“. Von da an that ich absolut nichts, als spazieren gehen und fahren, ev. reiten, plaudern und etwas lesen.

Heimreise am 15. August Nachts mit Vogl, Bum, Dr. Fried, B. Löv Poker ―

Hier Alten vertreten.

Bonne der Tante I. in Ischl ― Blutjung, ein Lockenkopf ― Ein paar gestohlene Küsse, sonst nichts.

In den 5 Tagen, die ich hier ordinirte (an 3 Tagen keinen Kreuzer; im ganzen) 19 fl. eingenommen. War verstimmt, langweilte mich ―

Kuwazl traf ich ― Lebt unklar. Ein Rigorosum noch. 100 fl. monatlich von Louis F. Unwahrscheinlich, daß er davon lebt.

Idee meines Vaters, mich doch ins Ausland zu schicken.

Malerin Parlaghy in Ischl. Schöne junge Person. Scheinbar anständig. Partie mit ihr und Oskar, sowie Frl. Herschb. nach Traunkirchen.

September

October