Sonntag, 29. August 1886

29/8 Sonntag Vorm.― Nachmittag des Freitags war ich oben. Leutnant L. spielte Clavier, dann ich.―

Spazierg.― L., die Schwester; Frl. H., Sigra. S. Ab und zu ich und sie ungestört… Sagen Sie mir noch einmal, daß Sie mich lieben ― ― ich kann es tausendmal hören … Wenn Sie wüßten, wie ich Sie ― anbete ― Da standen wir plötzlich an einem Bergabhang, wo eine schön abendliche Aussicht sich bot. Wir ganz vorn, die andern kamen nach.― Wir standen hart nebeneinander; sie zeichnete mit dem Schirm in der Luft, als erklärte sie mir die Gegend ― plötzlich drangen flüsternd ihre Worte in mein Ohr.― Süßer Arthur … ich liebe Sie ― ich vergöttre Sie…

― ― Dann sagte sie mir noch von den furchtbaren innern Kämpfen, die sie zu bestehen habe.― O welches Glück empfand ich damals bei Ihrem Kuss ― sagte sie ― ―

Gestern sprach ich sie ein paar Mal; einmal kam sie in den zweiten Stock hinauf, als sie wußte, daß ich eben das Zimmer verlassen mußte. Abends saßen wir längre Zeit vor dem Thor; der Baron, sie, ich.― Abends waren Volkssänger, sie sass am selben Tisch… wir mußten womöglich selbst Blicke vermeiden.― Auch wurde später ein wenig getanzt.― Ein fader Kerl störte uns ―

Heut früh kam sie spät herunter. Er hatte wieder bemerkt, daß ich sie quasi erwarte ― dieses ewige Take care ― dieses fortwährend Komödiespielen ― ― ― meine Nervosität befindet sich in bedeutendem Aufschwunge!―

Ich bin manchmal so abgespannt ― daß ich schier nicht weinen kann.