Mittwoch, 3. September 1884

3/9 Mittwoch Mgs.― Ich war 6 Wochen en fam. in Ischl; wo ich mich theilweise zu meinem zweiten Rigorosum praeparirte. Im allgemeinen rollte auch dort die Zeit recht eindrucklos von hinnen. Die Bekanntschaft eines recht angenehmen Herrn Strauss aus Frankfurt a. M. macht, ich gleich anfangs meines Aufenthaltes. Maxl, L. Tennenbaum, Arthur Freund und andre waren dort; Richard T. kam zwei Tage vor meiner Abreise. Auch getanzt hab ich dort, und bei dieser Gelegenheit die Bekanntschaft (aber auch weiter nichts) einer unglaublich reizenden kleinen Frau gemacht. So schauen die Weiber aus, für die man sich ruinirt … Ich nicht.―

Weiters hab’ ich mir die unorthographischesten Briefchen einer wunderhübschen Kammerzofe mitgebracht; welche ich dort keine dreimal gesehn habe und die bald nach Wien kommt. Bevor ich von Wien nach Ischl reiste, vielleicht zehn Tage früher macht ich die Bekanntschaft eines netten Persönchens, welche die Impertinenz hat, Charlotte zu heißen und wo es auch zu nichts kam als zu einigen praeambulatorischen Zärtlichkeiten.― Als ich in Ischl meinen Koffer auspackte, lag plötzlich unter meinen Büchern ein ganz wahnsinniger Brief Charlottens, der eigentlichen Charlotte mein ich, an meine Schwester gerichtet, von dieser offenbar verstreut und verloren.―

Nun, nach Wien zurückgekehrt ― starrt mich alles mit demselben glanzlosen Auge an wie ehedem und beinah immer.

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