Freitag, 24. August 1883

24/8 Freitag Nm.―

Gewöhnlich kommt Abends Richard zu mir; und unsre Plauderei dreht sich meist, fast immer um das gewisse „Nichts“, das doch schließlich aus allem und jedem entgegenstarrt … „Oed“ ein vorzügliches Wort und wir führen es oft im Munde. … Oed eigentlich dies und jenes … und alles ― der Katzenjammer noch mitten im Genuss oder gar vor dem Genuss oder ganz ohne Genuss ― Blasirtheit ohne Rausch.― Grübeln über morgen im Heute.― Apathie ― Nervosität bei dem allen. Überdruss, Ekel.

… Doch ein paar Worte über Thatsachen vom

16. August ― Toni…

am 18. mit Toni, Minna, Wilhelm und Richard unten im Prater beim Kaiserfest. Verstimmt nach Hause. Wilhelm ist doch eigentlich ein blödes Individuum. Minna ist auch gar nicht in ihn verliebt.

am Tag darauf, Sonntag hatten die zwei Paare sich bald von einander getrennt; ich verbrachte mit Toni wirklich einen ganz reizenden Abend.― Es lag Zärtlichkeit, Anmut ― beinah Verliebtheit über Worten, Blicken, Küssen.― ― Ich fand das Mädchen reizend, fühlte mich wohl, heiter ―

― Ein lächerlicher Abend war das wieder vorgestern mit den Mädchen bei Seidl und Wiesberg ― nicht einmal der Wein mehr brachte mich in Stimmung…

Nun beginn ich zu studieren ― nicht aus Begeisterung, aus Langeweile nur!―

Die Heimat hat mir auf meine Bitte um Antwort das Manuscript des Festmahl retournirt mit dem hectographirten Bemerken ― „es thäte ihr sehr leid“ ― „mit ähnlichem Materiale versorgt“ „von weitern Einsendungen nicht abhalten lassen“ etc. Ich mußte lachen.―

Mit Frieberger plaudere ich häufig im Arkadencafé. Wirklich ein angenehmer, liebenswürdiger Mensch. Schik liess sich heute sehen. Mit seiner gewöhnlichen humoristischen Langweile und sympathischen Trockenheit.