Samstag, 3. Juni 1882

3/6 Samstag (eigentlich Sonntag) nach Mitternacht.― Daß einem etwas, was vor mehr als zehn Jahren geschehn ist, so tief gehen kann ―

In der letzten Zeit überaus häufig mit Fännchen, Fany M., Ida, Thilda und Jenny Schleicher, Regine Z. etc. zusammengekommen.

― Das einzige, was mich noch manchmal vermuten lässt, daß es doch noch nicht so ganz aus sei mit mir, ist meine immer heftiger auftauchende Sehnsucht, wieder zurückzukehren in mein „Heimatland Poesie ―“. Noch wären Briefe Fännchens aus der letzten Zeit hier einzutragen, ich begnüge mich mit dem Schluss des letzten:

„Arthur, wenn Du wüßtest, wie verrückt ich Dich liebe, wie alle meine Athemzüge Dir gehören, wie ich Dich immer ansehen und küssen möchte, ich glaube Du würdest Dich ein wenig darüber freuen! In meinen Augen bist Du ein Adonis, ein Gott, kurz mein Alles! Sag mir, was willst Du aus mir machen? Antworte mir, ich bitte Dich. Wenn Du mich nicht mehr liebst oder achtest, sag, es mir, gesteh mir alles offen, denn es ist besser jetzt, als später unglücklich zu werden.― Gib mir ein Mittel, Dich zu vergessen, Arthur, oder sag mir, daß Du mich hassest, verachtest, alles, alles, nur nicht gar zu rauh! Denn Du wirst ja doch eine rasende Liebe von meiner Seite nicht vermeiden können. Lebwohl, sei geküsst von Deiner Fany.“

― Wenn ich mich aufs Gewissen frage, so muss ich mir sagen, daß dieser Engel von einem Mädchen eigentlich sehr bemitleidenswerth ist.―