Freitag, 7. April 1882

7/4 Freitag Abend. War neulich wieder bei M.s; spielte mit Fännchen vierhändig, Septuor von Beethoven, einzelnes … und amüsirte mich plaudernd sehr gut mit beiden Fannys. Die Familie R. traf ich heute auf dem Ring. Herr R. riesig freundlich mit mir, lädt mich ein, mit ihnen allen ins Grand Panorama zu kommen, soll mich ihm bei einer Excursion mit dem Gewerbeverein anschließen; invitirt mich beim Hausthor, zum souper hinaufzukommen. (Lehnte das letztere natürlich ab.) Wie gesagt, ungeheuer liebenswürdig … Hm, sollte er am Ende alle Hoffnung, seine Tochter zur Heirat mit L. zu bewegen, aufgegeben haben und …? Aber ne, das denn doch nicht!

… Aufrichtig gestanden hab ich jetzt manchmal so’ne Art Gewissensbisse, dass ich ganz leichtsinnig die eventuelle Heirat zwischen Fännchen und L. verhindert … obwohl es eigentlich gar nicht recht meine Schuld war … Aber dieses Mädchen klammert sich bei jeder Gelegenheit so sehr an jedes meiner Worte, das nach Liebe leuchtet ― erwidert den leisesten Händedruck mit solchem Feuer ― daß ich eigentlich … ein ganz andrer hätte sein müssen, als ich bin, um so recht vorsichtig und gesetzt zu handeln. Ich werde doch noch immer zu rasch warm. Und eigentlich verliebt bin ich jetzt nicht in sie … Aber confus bin ich heut im schreiben ― kein vernünftiger Satz kommt mehr zusammen … Bei Heit’s, wo ich heute Besuch machte, glaubt man allgemein, ich sei lebhaft verliebt in Gisela B., und macht unausgesetzt Anspielungen darauf. Dagegen wird Marie in ihrem letzten Briefe etwas eifersüchtig. Wie sonderbar!

Gestern Abend nachtmahlten Emil Brüll, L. Mandl, A. Petschek und K. Herzfeld bei mir.― ―

Leide in der letzten Zeit an hypochondrischen Anwandlungen; hoffe, es ist das eine rein „drittjährige“ Erscheinung. Nach Ostern, also in drei Tagen vergrabe ich mich in meine Rigorosenbücher. Will Mitte Juni fertig sein.― Daß mich die weitaus größte Anzahl meiner unzähligen Bekannten für einen ungeheuer lustigen Menschen hält ―?!