Mittwoch, 15. Februar 1882

15/2 Mittwoch Abend.―

Es war reizend; ― sie sass auf meinem Schosse, ich löste ihr die Taille und küsste ihren süssen weissen Busen ― und wiegte sie hin und her wie ein Kind … Es war Nebel im Park und liess sich an wie ein Frühlingsabend. Wie viel Küsse … und was für Küsse … wie viel Umarmungen und was für Umarmungen … Es war eine Zärtlichkeit, die wahrer Hingebung glich … und wenn ich just einen unvernünftig-bescheidenen Moment hätte, so fragt, ich mich: Wie kommt dieses reizende kleine Mariechen dazu, mich so zu lieben ―?

… Heute Vormittag war ich mit ihr im Augarten & Prater … doch es war impertinent hell…

… Gestern stürzt ich just aus den Armen Maries, die mir immer hübscher zu werden scheint, zu M.’s hinauf … nur kurz etwas besorgen … und schreckte … meine … Fanny vom Klavier auf … die ganz betroffen war … und halb befangen … mich ansah … Fany M. hab, ich letztens häufig gesehen & gesprochen und war mehr als einmal nahe daran, mich ganz ernstlich in sie zu verlieben. Gefahr noch nicht völlig geschwunden. Sie ist doch zu schön … und zu … ich weiss nicht was. Mit Eugen verbracht ich einen Theil der Nacht; heute früh reiste er, soviel gestern bestimmt war, nach Antwerpen, von da nach Amerika

Vorgestern bestand ich das Rigorosum physiol. pract.; war aber schon nahe daran, durchzufallen. Pech, nicht wirkliche Unkenntnis. Obwohl jetzt, aufrichtig gestanden, die ganze Medicin ― Na!

Es gilt jetzt, enorm viel, von wegen des Theoreticums (das Hajek heute (5 Auszeichnungen) bestand) enorm viel zu studiren. Ach Jott! Und meine Novellenpläne! Und meine Dramen! Und die Weiber! … Und das Leben! … In der letzten Zeit habe ich wieder mal in Heines novellist. Fragmenten geblättert, ein paar miserable Erzählungen („seltsame Geschichten“)von Sacher Masoch gelesen … auch zwei Wilbrandtsche Novellen. Den Fasching hab, ich heuer noch so gut wie gar nicht genossen. Kommt übrigens noch einiges.―

Jacques P. ist bereits abgefahren.

… Zu Hause in der letzten Zeit ab und zu wegen Umgangs Vorwürfe, oft heftigster Art; Wuthausbrüche meinerseits, Biergläser hinuntergeschmissen und Bücher zur Decke geworfen. Fany M. war häufig bei meinem Vater; und ist objektiv genug, sich ganz auf seine Seite zu stellen, wenn er meinen Umgang mit ihrem Bruder nicht gut heisst.

― Etwas sonderbares fällt mir eben auf: dass ich bereits sechs Mal hintereinander durch einen sonderbaren Zufall ― immer am Mittwoch in diese Blätter schreibe. Da wird doch alle Wahrscheinlichkeitsrechnung zu Schanden!