Montag, 23. August 1880

23/8 Montag früh.― Mit Jacques war ich beim Volksfest.- Der Koth und die Loyalität machten die Passage schwer … Was ich dieser Tage in einem kurzen Essay über den Patriotismus niedergelegt habe, kommt mir von Herzen.―

Ich dachte viel an Fany und Gemeinheiten ekelten mich.

Ich möchte eine Schilderung der Volksbegeisterung bei so ’nem Fest entwerfen, die in ein Drama passte, in dem Regierung und Volk nicht gut weg kämen. Mein aesthetisches Gefühl wird ganz besonders durch gewisse Dinge beleidigt. Wenn z. B. ein Besoffener, der vorüberrennt oder wankt, stößt, aus dem Mund nach Wein, nach achttägigem Schmutze duftend ― einem seinen Athem übers Gesicht wehen lässt, während er ruft: Hoch der Kaiser! Dann jenes gewisse Gros von Weibern mit dem Stempel der Rohheit auf der Stirn ― der üble Geruch von Schweiss u. s. w., das Gejohle, das mit wenig Witz und viel Behagen gepflegt wird und nirgends ein wirklicher Humor, ein origineller Spass, sondern immer von neuem ein Rippenstoss und das Geschrei ― so dass eigentlich der ganze Witz im Sichgehenlassen besteht u. zw. nicht des Geistes, sondern der Bestie in uns.

Wahrhaftig, ein guter Spass, ein Funke frischen Uebermutes hätte mich mit allem versöhnt ― aber so!

― „Das Volk ist frei, seht an wie wohls ihm geht.“ ― Die Begeisterung war so täppisch, kam mindestens so zum Ausdruck ― nichts als die Volkshymne ― und „o du mein Oesterreich ―“. Gibts denn nichts verehrungswürdiges außer das Land, welches die Ehre hatte, uns zu erzeugen? Das ist Beschränktheit.