Freitag, 18. Juni 1880

18/6 Freitag früh.― Gestern Abend war ich en fam. in Heiligenstadt und verbrachte einen lieblichen Abend. Die graziöseste junge Frau, die ich mein Lebtag gesehen, ist Ida R. Eine Zigeunermusik spielte zum Tanze und ich drehte mich mit dem liebenswürdigen einundzwanzigjährigen Weibchen im Kreise herum. Dann wurde im Mondschein rings durch den Garten promenirt ― es war köstlich und ich nahm Ida R.’s Arm. Auch ihr Mann ist ein liebenswürdiger Mensch.

Abend.― Gegenüber uns saßen in der Burg (Faust) Fanny, ihr Bräutigam, dessen Bruder, ihre Mutter. Über die Blicke, die zwischen uns während der Kuss ― und Liebesscenen gewechselt wurden, breitete sich ein trüber Schein, als ich manchen Tags, manchen Umstands, mancher Rede gedachte.

― In der letzten Zeit hab’ ich viel geweint ― und das ist ja am Ende nichts, dessen man sich zu schämen brauchte.― Ich besuchte das Gesindel in der Loge; ich sprach mit dem Gesindel ein paar Worte ― auch mit Fanny, die übrigens noch nicht zu dem Gesindel gehört.― Es wird schon einmal besser werden ― ich habe ja so manchmal heitere Minuten und Stunden. Sie werden sich einmal aneinander reihen und das wird heißen … eine glückliche Zeit!