Donnerstag, 3. Juni 1880

3/6 Donnerstag. Ich erhielt heute von Fany folgenden Brief.

Unmöglich kann ich dich vergessen.

Du Süßer, du Liebster!

Warum kommst du nicht zu mir? Ich bin traurig, weine, werde sterben vor Sehnsucht nach dir! Fühlst du denn gar nichts von meiner Liebe zu dir? Eine Liebe voll Feuer, Glut, Leidenschaft. Gott, ich könnte wahnsinnig werden, wenn ich an die Zukunft denke, und doch! Es wird sein müssen. So lass uns wenigstens noch ein wenig glücklich sein. Schreib mir alles, alles; ich will versuchen dir auch zu schreiben. Du weißt, geliebter Engel, wie schwer es mir wird (eigentlich gemacht wird). Ich beschwöre dich, diese Zeilen niemandem zu zeigen. Meine Eltern oder deren Stellvertreter (du kennst ihn) würden mich ermorden. Ich kann mir aber nicht helfen, ich muss dir schreiben. Ich lieb dich so treu, daß ich nicht den geringsten Zweifel in deine Treue setze. Leb’ wohl. Wenn ich dich auch kalt ansehe oder grüße, glaube mir, du Engel, ich lieb’ dich innig. Leb wohl und sei geküsst, innig geküsst von deiner Fany.

Grüß mir den lieben Eugen. Ich beneid’ ihn so entsetzlich um alles.