Sonntag, 30. Mai 1880

30/5 Sonntag Abd.― Glücklicherweise Regentag. Nachm. im C. C. mit Eugen, K. Zucker, Jacques, (Lublin), Wilhelm. Dann bei K.s wo ich mich mit Ida und Laura gut unterhielt…

„Gerade die Liebe, die am männlichsten ist, macht unmännlich.―“

Sprach mit Karl Z. über Thilda. Er liebt sie und hielt mit Unruhe an meinen beinahe zufälligen Worten fest, dass mirs scheine, als liebte Thilda seinen Bruder nicht mehr so sehr. Der arme Junge, ein im allgemeinen sehr hübscher Mensch ist an einem Auge blind. „Ich habe das nie so bedauert wie jetzt“ sagte er, „es entstellt furchtbar!“

Ich arbeite jetzt an einer Komödie: „Die alten Schüler“ und beginne demnächst einen Roman „Graf Unheim“ sowie ein bürgerl. Trauerspiel. Der Stoff ist höchst peinlich aber motivirt. Die Gestalt des Lazarus Knorr läßt mich nicht los. Ich brauchte Jahre und Jahre, um alles auszuführen, was nun in meinem Hirn aufgespeichert ist … jeden Augenblick irgend ein geistiger Räusperer.