Mittwoch, 19. Mai 1880

19/5 Mittwoch Nm.―

Die schönste Zeit muss öd entfliehn, Baar jeder Freude, schläfrig, glückverlassen, Und mit gleichgiltigen Grimassen, Gehn Stund’ und Stunden, Tag um Tage hin. Verdrossen starr ich, trüb’, auf diese Zeilen. Ich selber möchte gern von dannen eilen ― Und unbegrenztes Sehnen mahnt mich immer, Dass ich von Glück und wahrer Seligkeit Noch nichts genossen, daß von weit, sehr weit Mir nur gestrahlt ein schmeichlerischer Schimmer Wie sich um eines Wandrers freies Haupt Das Morgenrot in goldnem Schein verbreitet Und er nun frohgeschwellten Herzens glaubt, Dass für die Sonne sich der Himmel weitet ― Und sieh ― nun wirds im ganzen Raume düster, Und es erhebt sich (wie ein still Geflüster) Ein trüber Wind, der dichte Wolken treibt, So dass es lang unfreundlich, dunkel bleibt. Wie nun der Wandrer, statt in heitern Strahlen Des Sonnenglanzes seinen Weg zu gehn Den ganzen Tag nichts mehr vermag zu sehn Als einen kalten Himmel, einen fahlen, Und wie er nun in tiefem Unmut klagt, Dass ihm dies Wetter durchaus nicht behagt, Besonders da des Morgenrotes Klarheit So wunderhellen, holden Tag verhiess, So mag auch ich, der jenen Morgen pries, Als spräche seine Schönheit lautre Wahrheit, So mag auch ich mich drüber leicht verstimmen, Dass mir jetzt keiner Sonne Strahlen glimmen, Und dass die Wolken tückisch, schnöd gebrochen, Was mir ein holdes Morgenrot versprochen.

Tempo di Valse

Denn an den Ufern Des Donaustroms