Donnerstag, 13. Mai 1880

13/5 Donnerstag Mg.― Eine Stimmung, in der ich über mein philosophiren, studieren lache und nichts von alldem gerechtfertigt finde, als das pessim. Gesetz, das draus resultirt.― Ein Mädchen zernarrt und zertollt alle Logik, und mir scheint, dass für die Zeit, in der wir soeben waten, der Besitz Fannys Zweck und Ziel genug ist. Scheint, da ich wohl zu allem andern unlustig bin. Wie sich das schon öfter als einmal zutrug. Viele Personen und Dinge ekeln mich an; manches ist mir verhasst. Ich selbst komme mir halb lächerlich, halb mitleidenswerth vor. Ich lese einen Roman, der Oehl ins Feuer gießt. Mein Blut tanzt Cancan.― Ich sah und sprach die Ursache. Besagte Ursache sah zum rasendwerden schön aus und sprach auch zum rasendwerden. Gehts noch eine Weile so fort, so werd’ ich’s wirklich. Entweder das ― oder sie muss mein sein! Sie hat keinen Grund das erste zu wünschen ― umsomehr das zweite. Ich will nun einmal gerade sie besitzen; ein Vorurtheil könnte mein ganzes Lebenssystem zerrütten. An dem Vorurtheil leidet sie wohl nicht, leider aber an Aengstlichkeit. Noch damit hinweg und die Zeit ist nicht mehr fern. Bis dahin bin ich unnütz wie das neue Amtssprachengesetz. Nicht eben mein Kopf aber mein ganzes Wesen ist eingenommen. Drei Dinge gibts: entweder genießen oder sich betrinken ― oder sich todtschießen. Das letzte ist das edelste. Aber zu negativ, das zweite gut für Leute, die gar keine Hoffnung mehr haben ― das erste will ich und werd’ ich. Aber bis dahin?

Eine Fülle von Lebenslust und -kraft ist in mir angesammelt, daß mir zum zerspringen zu Mut ist ― es rast in mir hin und her.

1880-05-13