Sonntag, 14. März 1880

14/3 Sonntag Mg., im C. C. (Wo ich lieber bin als zu Hause, weil ich vollständig ungestört bin.) ― Ich komme eben von Fanny, die auf dem Ball war.―

Jacques ist mir nicht mehr so sympathisch, wie noch vor wenig Wochen. Er ist ein ganz lieber und ziemlich gescheidter, aber total unbedeutender Mensch. Was besonders meine Zuneigung zu ihm in der letzten Zeit geringer werden liess, ist der Mangel an Feinfühligkeit, mit welchem er von meiner Fany spricht.―

Ich habe jetzt die Hackländerschen Namenlosen Geschichten ausgelesen. Der Inhalt ist eigentlich recht gewöhnlich.― Die Schreibweise ist aber, wie zumeist bei diesem Autor, eine sehr liebenswürdige, man fühlt sich in seinen Romanen gleich heimisch; er schildert keine großartigen, aber sehr angenehme Menschen. Sein Stil hat eine gewisse Milde. Der Dichter verläugnet den Weltmann nicht, aber wie man gleich anerkennend beifügen muss ― der Weltmann nie den Dichter. Geistreicher und tiefer als Hackländer, aber schriftstellerisch nicht so geschickt ist Waldau: Ich habe „Nach der Natur“ gelesen, fand viele schöne Gedanken, interessante Charaktere und einen langweiligen Roman.― Unbedeutender als die beiden vorgenannten Autoren; aber doch eigenartig genug, um stellenweise interessiren zu können, ist der Novellist Hermann Kurz, den ich aus seinem Werk: Roller oder Schillers Heimatjahre kennen gelernt habe.