Donnerstag, 5. Februar 1880

5/2 Donnerstag Nm.― Vorm. Fanny. Warum ists so kalt draußen: Dusel.―

„Liebste, ich werfe mein Tagebuch weg & schreibe dir lieber. Ich wollte ein Frühlingslied dichten, ein Lied von Waldesduft, von Sonnenstrahlen, die „durchs grüne Laubwerk glitzern“ ― denke nur liebste, wenns jetzt Frühling wäre, und man, d. h. wir hätten uns um die andern Menschen nicht zu kümmern ―

Im grünen Wald will ich mit dir mich wähnen, Ein würzger Duft entsteigt den fernen Aun, Ich will mein Haupt an deinen Busen lehnen Und dir ins tiefe blaue Auge schaun ―

Bis daher gelangt ich mit meinen Versen, aber ironische Schneeflocken tanzten vor dem Fenster vorüber, ich warf das Blatt mißmutig weg und ärgerte mich über alles. In diesem Augenblicke fühl’ ich mich wohl, weil ich mit dir plaudre, und ich will das öfters thun und will dabei denken, du weiltest an meiner Seite und ich hielte deine Hand in der meinen. Was sagst du dazu, daß ich meine Reisephantasien nicht lassen kann? Es ist ein Unglück, immer vom ewig blauen Himmel zu schwärmen & über sich graue Wolken hinfliegen zu sehen. Und so gehts nicht nur mit Himmel und Wolken, sondern auch mit vielen andern Dingen.―

Leb wohl, mein süßes Mädchen, ich umarme dich und küsse dich herzinnig auf die herzigen Lippen dein.“