Dienstag, 3. Februar 1880

3/2 Dinstag zwischen 3 und 4 Uhr Morgens. Komme von dem Kränzchen bei der Crombé nach Hause. Tanzte riesig viel mit Fanny.― Sie war zum Entzücken ― die Qual, ihr da nicht um den Hals fallen und sie küssen zu können! Mittags sah ich sie beim Messias.

Mg.― Ich hab heut einen riesig sentimentalen Tag. Ohne jeden besondern Anlass werd, ich in Momenten höchlich gerührt und begann sogar schon Verse zu schreiben, als sich die bekannte höhnische Stimme vernehmen liess: Meinst du vielleicht, die Verse sind nur einen Heller werth? Frühling und Wald! alte Geschichten, abgedroschenes Zeug. Im Ernst! ich begann ein Gedicht zu schreiben: Der Geliebten:

Im grünen Wald will ich mit dir mich wähnen, Ein würzger Duft entsteigt den fernen Aun, Ich will mein Haupt an deinen Busen lehnen Und dir ins tiefe blaue Auge schaun.

u.s.w.

Kann man Zoologie studieren, wenn man sentimental ist? Ein unausstehliches Studium, diese continuirlichen Gefäßlamellen, Fortsätze der Leibeshöhle; Wandungen der Radiärcanäle etc. etc.! Blau schimmert über dem fernen Süden der Himmel! wie herrlich, jetzt dort zu weilen! Durch die Straßen Roms zu wandeln! In einer Gondel über den Canal grande hinzufahren! Über die Auen Griechenlands die Schritte zu lenken!

O du ― o du ― o du du du verfluchtes Syrupfass, ja Syrupfass, he Syrupfass! Hallohe, hallohe! O armseliger Polyp Mensch. Neben mir liegt es, das Buch mit den Tentakeln und ähnlichem liebenswürdigen Zeug! À propos liebenswürdig. Ich tanzte gestern Vormittag mit Hermine Hochs. bei Julie J. ― Es war bei der Crombé sehr nett. Bis zwei dauerte das Kränzchen, dann gingen Jaff, zwei Meyers, Jacques, Burger und ich ins Café Europe. Rosa Fl. merkwürdig sympathisch.― Noch ein paar Schlagwörter: Rothseidene Französin, rothseidene Conservatoristin; Hr. Tausky.

Abend. Quaipark, Küsse.― Verstimmt.―