Mittwoch, 30. April 1930

30/4 Neulich Traum: In einem indifferenten Zimmer, zugleich dort eine indifferente Wärterin oder dgl.;― ich entblößter Oberkörper; gleichbedeutend mit Vorbereitung zu Hinrichtung;― die Thüre öffnet sich;― Helene (meine Schwägerin) tritt ein; ich: gut, dass du kommst, um 12 findet meine Hinrichtung statt. Dann fällt mir ein;― Todesstrafe ist ja abgeschafft;― es kann doch nicht eine vollzogen werden, die unter der Monarchie verhängt wurde;― warum flieh ich nicht; dann aber lebenslängliche Kerkerstrafe ― ?―

― Ferner ein Traum; dass ich mit Suz. (die sich aber zuweilen in C. P. verwandelt) im Vorraum eines Kino, sie verliere; finde;― dann erwartet sie mich (Wieden) unter dem Thor einer Schule u. s. w.

Traum von heute: In einem Spitalszimmer (?) kahl,― am Bette von Suz.; sie wird morgen hingerichtet ― ich bin verzweifelt; sie ruhig; der Priester, eine Art Landpfarrer, bäurisch kommt, ich sage ihm, ob er nicht noch warten könne ― erst vier Uhr früh;― er entfernt sich; Suz. sagt, ich hätte indess auf dem Gang hin und her gehen können;― man werde mir das Vorgehen wieder übel nehmen (Dtg.: Bernhardi ― das Spital irgendwie das Venezianer Spital ― Lili ―) ―; dann Kirche, was auch im Zusammenhang mit der Hinrichtung;― eher große Kapelle; der Altar, eher Podium erhöht; Priester im Ornat;― ihm gegenüber die Verurtheilte, nun O. ― schwarz gekleidet, wie auf einem Heiligenbild ― doch erinnert, ganz ins decente, der schwarze Faltenwurf an „Lola-lola, im blauen Engel ―“ ―; ganz rückwärts, dem Ausgang nahe stehe ich mit Suz., oder O. ― und ich frage mich, warum ich nicht ein Begnadigungsgesuch eingereicht ― Suz. sagt: noch Zeit ― ihre Ruhe irritirt mich; ich bin tief erregt, knieend;― streiche über ihre weißen Atlasaermel; ich entwerfe das Telegramm: Au président ― demande immédiatement (anfangs immer impitoyable (Dtg.: dass ich in der Übersetzung der derniers masques von Suz. das „à plaindre“ bemängelt und sie es durch „pitoyables“ ersetzt hatte)) ― pardon pour écrivaine S. Cl. ― condamnée à mort presque innocente ― ganz deutlich;― nun in einer Art Garten;― Suz. und Begleiterin, etwa eine „Mademoiselle“,― ein niedres Landhaus (etwa Ruf des Lebens, das ich neulich vornahm) ― ich weiss, man muss durch das Haus und durch unterirdische Gänge zur Post;― bin mit einem Herrn, schwarzer Vollbart, im Tunnel;― Suz. und Fräulein unerträglich langsam nach;― die Tunelle breit, hoch, gebogen;― uns entgegen Offiziere mit Damen;― es ist etwa ein Balkanstaat;― einige Offiziere, wie zum Hohn, oesterr. Cavallerieuniformen; einer trägt eine in der Hand ― wie ein Maskenkleid, Dragoneruniform;― ich wundre mich;― vorbei;― hier theilt sich der Gang;― ist verlegt, wie mit Eisenbalken, dort eine Stiege hinauf, dort hinunter ― wo ist das Amt,― ja: hier, am einen Ende, ein langer Tisch, dahinter ein paar Beamte;― ich frage den lächelnden Herrn mit schwarzem Vollbart, ob er nicht (wegen meiner schlechten Schrift) die Depesche schreiben wolle;― wo ist Suz.,― eilt sie noch immer nicht;― da kommt sie ganz als O., mit dem „Fräulein“ eine unterirdische Stiege herauf,― wie aus einer Toilette;― eigentlich als ginge sie das ganze nichts an;― wenn die Begnadigung erfolgt, denke ich, wird alles sein, wie ein böser Traum;― dann erwach ich wirklich;― zuerst noch unter dem Eindruck dass sie verurtheilt ist ― dann aufathmend, dass alles wirklich ein Traum.

Früh tel. mit O. Berlin ― U. a. wünschte sie, wegen des Bildkaufs (Neugebauer; angeblich besondre Chancen) Bürgschaft bei Direktor Feilchenfeld;― erklärte mich bereit, weniger aus Überzeugung als um ein Element der Unruhe auszuschalten.―

Dictirt „Heimkehr“.

Nach 12 Suz., die nahe, bei R.s eingeladen war.―

― Nm. nach wie vor Bangigkeit, Müdigkeit.―

Zu C. P.; wo die Baronesse Gisela Berger.―

Mit C. P. Kino „Nacht gehört uns“ (hatte es schon in Berlin gesehn;― interessirte mich diesmal mehr).

Mit C. P. Hotel Meissl.