Donnerstag, 9. Mai 1929

9/5 In der Nacht wieder einmal (nach Monaten) schmerzhafter Wadenkrampf.― Früh beim Aufstehn 7 wie Lähmung des rechten Unterschenkels;― ataktische Erscheinungen; besserte sich allmälig;― ging sogar eine Stunde im Türkenschanzpark spazieren, immer in der Empfindung es könnte plötzlich nicht weiter gehn.

Dict. zu Haus (Träume 22) nachdem ich mich über den Zustand zu Kolap ausgesprochen; Julius kam „zufällig“;― Kol. hatte telefonirt;― mediz.-psychol. Aussprache mit ihm;― es könne nur functionell sein; immerhin bald einmal mit Ferry zu sprechen etc.― Beruhigte mich so ziemlich; die Schwäche im l. Bein blieb. War an gewisse hypochondr. Anfälle aus früherer Zeit erinnert.―

Kolap blieb zu Tisch („eigentlich“ Feiertag);― wir sprachen in dem frühlingsschönen Garten noch lang über vergangnes. Es ist noch nicht so lang, dass dort auf der Wiese Lili ihr „Ellabulla“ las;― noch nicht so lang, dass O. das Haus und den Garten bald mit ihrer Persönlichkeit bald mit ihrer Unruhe und Unzufriedenheit füllte ― durch die Lecture von 922 wird das alles so besonders lebendig … Man vermag seinen eignen Schmerz nicht ganz zu fühlen ― das ist unsre Unzulänglichkeit und unsre Rettung. (Wovor ― ?) ―

Mit C. P. Auto wollten Mödling; wegen drohenden Wetters zurück;― Perchtoldsdorf, stiegen aus;― um den Thurm.

― Südbahn, genachtm. Zurück, beim Aussteigen aus dem Wagen solche Schwäche, Ataxie, dass C. P. zu mir herauf ging;― und bestand, Arzt zu rufen.― Ferry kam, untersuchte genau ― bestand darauf: nur functionell ― legte mich etwas „beruhigt“.―

1929-05-09