Dienstag, 19. Juni 1928

19/6 Ischl.― Traum: Burgtheater, ein röm. Stück wird gespielt (Shakespeare?) links gegen die Coulisse eine nackte Sklavin; ich denke: warum thut das Herterich? Die Sklavin, nachdem sie etwas gesprochen (in die Coulisse) fährt in einen Pelzmantel. Herterich (als Bote oder Sklave, doch Hauptrolle, braunes Landstreichercostume) tritt auf, spricht etwas düstres; ich finde es anständig, dass er, als Direktor, einen Sklaven (?) spielt, ein andrer Schauspieler, röm. Costüm etwa, Bassermann, geht ab, ins Parket, d. h. in die Tiefe;― (ich denke, wie kommt er (und ein andrer) wieder auf die Bühne zurück?) ― Dann bin ich Ring, etwa gegenüber Imperial (ziemlich oft geträumte Gegend), stehe mit Trebitsch, soll abreisen ― oder er? ― mein Zug 11.25 ― es ist schon ein paar Minuten nach 11 ― (Vormittag, aber dunkel), Tr. spricht oder fragt, Aussig,― als Station;― drüben ein Gepäckauto ― soll ich auf der Bahn vorher Karte lösen, oder zuerst nach Hause, Koffer holen. Besser; erwache.

Ischl ― Mit C. P. Zug St. Wolfgang, Dampfer in den Markt, Pfarrkirche, Altar, die albernen Bilderunterschriften.― Grand Hotel von außen.― Bank in mäßiger Höhe.― Bald nach Ischl zurück und wie immer im „Elisabeth“ gegessen.― ― Bei Zauner Frau Flegmann und Frau Rinaldini, Jul. Bauers Tochter; die hier eine Bridgestube leitet.―

Nm. am „Zug“.―

Gegen Abend wie gewöhnlich im Regen ein wenig spazieren.

Lese Arnold Zweigs Grischa. Außerordentlich. Gegen Maurizius gehalten: Wenn man Jacob fragte (in einer Tiefe wo man nicht lügen kann) ― Wählen Sie ― entweder Justizreform oder neue hundert Auflagen ― seine Antwort: Hundert Auflagen. Fragte man Zweig: Ihr Roman verschwindet für ewig ― aber Grischa ist gerettet ― seine Antwort: Grischa’s Rettung!― Und das spürt man natürlich in den Romanen selbst.―