Freitag, 1. Juni 1928

1/6 R. L. Behandlung.―

Bei Gustav, den ich in alten Papieren seines Bruders wühlend finde.― Über Krauss, Herterich und Gang zum Weiher. (Über die Unleidlichkeit der Dichterfigur, die zu aendern ich keineswegs gesonnen bin.) Über Richards Verspieltheit ― (nun ist er in Salzburg die Bühne auf Eignung für Iphigenie zu untersuchen;― und könnte statt dessen so viel wichtigres machen).―

Tel. durch Ernst Lothar, wegen Besprechung über das „Schmutz- und Schundgesetz“. Der Bundeskanzler legt angeblich Werth auf meine Anwesenheit, die ich bisher ablehnte, z. Th. aus Antipathie gegen Seipel. L. geht so weit zu behaupten, dass von mir nun abhänge, ob man das Gesetz fallen läßt oder nicht. So bestimmt das nicht wahr;― ein wenig geschmeichelt fühlt ich mich doch. Man ist immer noch um einiges dümmer und eitler als man weiss;― und wahrscheinlich weiss man gar nicht um wieviel.

Nm. am „Zug“, Aphorismen.―

Mit C. P. Vth. Lenormand „Feigling“ (interessant),

mit ihr Meissl genachtm.―

― Las weiter Tgb. von H. K. Mancherlei über mich; das ganze wäre wie es ist, in seiner Aufrichtigkeit zu veröffentlichen, wenn nicht zu viel über mich ― und so, dass keiner an der Identität zweifeln kann (so ist von meinem Geburtstag,― von Anatol, von Liebelei die Rede); dazu aber auch ganz persönliches, und natürlich nur einseitig ― so dass ein ganz ziemlich schiefes Bild resultirt. Es ist lehrreich Tagebücher zu lesen, in denen man selbst vorkommt; es lehrt einen, in Beurtheilungen andrer auf Grund von Tagebüchern vorsichtig sein.