Freitag, 25. Mai 1928

25/5 Vm. R. L.

Brief u. dgl.―

Zu Mittag bei C. P. gespeist.

Brief von O.; sehr verstimmend; „Sorgen“, mutterseelenallein, ein gekränkter, von Polemik nicht freier Ton. Das „Geschäft“ geht offenbar gar nicht; und niemand, der den Brief läse, würde ahnen, dass die materielle Sorge durch eine nicht geringe monatliche Rente immerhin abgewehrt ist.

Lisa Ludaßy, meine Nichte, bittet mich bei Zsolnay, wohin ich sie vor 3 Jahren gebracht, zu interveniren, dass sie aus der Buchhaltung, wo sie sich aus persönlichen und allgemeinen Gründen sehr übel behagt (dazu ihr Spitzencatarrh), in eine andre versetzt wird[!]. Zustände dort, unbezahlte Überstunden; der unaufrichtige (und kaum gutartige) Costa (der sich ungern von mir gekannt fühlt).

Z. N. Ditta Schneider und Dr. Billiter. Über O. (in ihrem Brief Klagen über Ditta, von denen ich natürlich nichts rede, als werde sie O. von ihr geschäftlich im Stich gelassen). Auch sie scheint nicht viel von den geschäftl. Aussichten O.s zu halten und glaubt wie ich, dass immer noch im musikalischen mehr Möglichkeiten seien.― Im übrigen war es ein angenehmer Abend. ― Über R. L. und Brioni;― über Dr. Lichtenstern. (Er führte mich heut Mittags (zufällig) in seinem Auto in die Stadt. Ich fuhr mit ihm das erste Mal;― es war der Freitag vor Pfingsten ― der selbe Tag, an dem V. L. zum letzten Mal bei mir war. Und er fährt morgen wieder nach Edlach,― wie am Pfingstsamstag vorigen Jahres ― an dem er nicht bis hinaus gelangte; weil er sie in der Todtenkammer von Sollenau zurücklassen mußte.)