Sonntag, 13. Mai 1928

13/5 S. Vm. Hermann Kesser (seit 9 Jahren nicht gesehn); fuhren Cobenzl, wo sich das Wetter erhellte, Spazierg. Krapfenwald, Grinzing; sein Entzücken über die Landschaft. Über Wien und die Wiener;― sein Wiesbadner Aufenthalt und tausenderlei Urheberrechtserlebnisse.― Er speiste bei mir, dann Ratschläge zu seinem Vertrag mit Zsolnay.― Er war herzlich und angenehm.―

Später,― wie meist nur mit Zehntellust und -kraft, am „Abenteurer“ weiter.

Z. N. kam C. P.;― es war ein freundlicher ungetrübter Abend.

― Las Dreisers Amerik. Tragoedie; es ist ein außerordentliches, aber doch (besonders am Ende) unerträgliches Buch.

― Begann dann noch der Frau Gosewisch Roman „Querstraßen“ zu lesen (den sie mir „mit hellen und dunkeln Grüßen“ geschickt); er scheint dilettantisch, affectirt, wohl nicht ohne Begabung. Wäre weiblicher Charme nur nicht ein allzu mildernder Umstand.

1928-05-13