Dienstag, 31. Jänner 1928

31/1 R. L. Behandlung.―

In der Stadt bei Salatsch, Grünbaum.―

Bei Gustav. Emil Schw. vor wenigen Tagen im Versorgungshaus gestorben. Seine seltsame Veränderung im letzten Jahre ― aus dem unleidlichen Narren zum sanften Kind. Seine späte Liebe ― zu einer ältlichen Schneiderin ― die ihm die Closetthüre zu öffnen pflegte.

O. zu Mittag bei mir; packt einiges, notirt die für Berlin bestimmten Möbel. Ist guten Muthes, hat gute Hoffnungen und schon etliche Erfolge im Antiqu.-Kauf.― Ihr großartiges Peroriren bei Tisch über den Unterschied von Wien und Berlin war etwas enervant. „In Wien alle mißmuthig u. s. w.―“ Dann kam wieder einmal ein Abschied ― um 6 fährt sie nach Berlin; diesmal wohl bald in eigne Wohnung. Wieder einmal eine recht deutliche Etappe. Vom Fenster aus seh ich sie im schneeigen Regen über die Straße gehn. Es sind heute 7 Jahre, dass sie das Haus verliess.― Und auch heute wieder das innre Aufathmen, und wieder der Schmerz.― Damals dachte man noch an eine Rückkehr;― trotz des katastrophalen Abschlusses ― Und heute ― wenn auch so freundschaftlich ― weiss man, dass es ― auch damals schon definitiv war.― Wie man das „vorbei“ spürt, bleibt sich am Ende gleich ― aber in jedem Abschiednehmen sind alle früheren auch.

Abds. mit C. P. Oper, Krenek, „Johnny spielt auf“; Textbuch nicht ohne Originalität; leichtfertig, schwindelhaft, frech (auch im posit. Sinn) Musik im pathetischen meist leer und überheblich;― im spielopernhaften fein und fast melodiös. Die propagandistische Großartigkeitspose des Schlusses wird durch die amüsante Inszenirung (zu der auch Einfälle des Autors gehören) paralysirt.― Von einer „Entweihung“ der Oper zu reden (Korngold, Steger) ist albern; das Talent über allem Zweifel ― wie das mediocre des innersten Wesens. (Die fabelhafte Decor. Strnads am wichtigsten.)

― Nachher mit C. P. Opernrest.;― auch Brahm später. Schon vorher hatte er mir (aus Berlin kommend) gutes über Heini telefonirt, und etliches persönliche.― ― C. P. nach wie vor untraitabel; ich sagte ihr nicht einmal etwas von O.s Abreise.